© 2013 Manuela Schwabe |
Der kleine Mann erblickte am 02.09.1999 um 11:14 das Licht der Welt …
2 Monate zu früh, per Not-Sectio ... Als Mutter vergisst man diesen Tag glaube ich nie, bis 10 Uhr ging es mir noch blendend, ich hatte an diesem Tag einen Termin zur Ultraschall-Untersuchung im Krankenhaus, da mein Frauenarzt einen Tag vorher den Verdacht äußerte, das Justin in seiner Entwicklung etwas zurück stände ...Das ich den Termin im Krankenhaus direkt einen Tag darauf bekommen habe, war reines Glück …
Im Krankenhaus angekommen, ging es mir immer schlechter, der behandelnde Arzt hat sich vielleicht 2 Minuten mit dem Ultraschall beschäftigt, als ich ihn nur noch sagen hörte:" Wir brauchen einen Anästhesisten, Not-OP, schnell ... Ab diesem Zeitpunkt ging alles drunter und drüber, mir wurde ein Zugang gelegt, ich wurde in gefühlten 10 Sekunden in ein OP-Hemd gepackt und dann lag ich auch schon im OP, ... es wurde dunkel ... Als ich 2 Stunden später aufwachte, war ich allein, ich weiß nicht wie lange, bis eine Krankenschwester kam die meine Werte überprüfte ... als ich wissen wollte was mit meinem Kind ist, bekam ich keine Antwort ... Erst als man irgendwann meinen Vater zu mir gelassen hat, erfuhr ich das Justin lebt und es ihm den Umständen entsprechend gut ging.
Ich wollte zu ihm, aber die Ärzte meinten, dass ich erstmal richtig wach werden muss ... Nach geschlagenen 3 Tagen, bekam ich ein Foto von Justin ( man wollte mich immer noch nicht zu ihm lassen), ich konnte vor lauter Apparaten und Schläuchen kaum was auf dem Bild erkennen ... Ich habe die Schwestern dann so lange genervt und gedroht mich auf eigene Verantwortung selbst zu entlassen, bis mir jemand einen Rollstuhl brachte. Damit habe ich mich dann alleine hoch auf die Frühchen-Intensiv gekämpft ... Da lag Justin, klein, zierlich und irgendwie zerbrechlich mit 34 cm und gerade mal 1000 Gramm ... umgeben von etlichen Schläuchen und Geräten ... Ich glaube, dass ich das damals gar nicht richtig realisiert habe, was da eigentlich geschehen ist, es war wie ein schlechter Traum! Der Kinderarzt auf der Intensiv sagte mir, das ich mir keine großen Hoffnungen machen sollte und wenn ich den Wunsch hätte Justin taufen zu lassen, sollte ich das schnellst möglich veranlassen! Ich habe mich dazu entschlossen ihn nicht taufen zu lassen, ich wollte ihn nicht aufgeben, ich wollte das er kämpft ... Am 4.Tag der nächste Schock, Justin hatte eine starke Hirnblutung mit nachfolgendem Hydrocephalus er musste operiert werden, aber er war noch zu schwach ... Die Ärzte warteten noch 1 Woche ... Die OP ist Gott sei Dank ohne Komplikationen gelaufen ... Ihm wurde ein Ventil eingesetzt, über das die sich stauende Hirnflüssigkeit abpunktiert werden konnte ... Heute ist er nach zwei erneuten Operationen mit einem Shunt versorgt ... Nach 6 Monaten auf und ab, konnten wir das Krankenhaus endlich verlassen, mit der Diagnose: Hydrocephalus, starke Entwicklungsverzögerung ... und dem Kommentar des Oberarztes: "Dieses Kind wird nie laufen, reden und selbstständig leben können, überlegen sie sich ob sie es behalten wollen, er wird nicht älter als 4 Jahre werden"... Ich dachte in diesem Moment nur, spinnt der? Der redet hier von meinem Kind, natürlich möchte ich meinen kleinen Engel behalten …
Im Laufe der nächsten Monate, kamen noch die Diagnosen Sehbehinderung, Tetraspastik, Hörschwäche und Epilepsie hinzu … Jeder Besuch beim Arzt war eine Ernüchterung und ich stand jedes Mal vor der Frage, wie sollst du das schaffen?! Aber ich habe nicht aufgegeben und immer an Justin geglaubt ...
Nun zum heutigen Stand der Dinge: Ventil versorgter Hydrocephalus Schwere kognitive Entwicklungsstörung mit autistischen Zügen und Stereotypien Symptomatisches fokales Anfallsleiden (aber seit 8 Jahren ohne erkennbare Anfälle) Tetraspastik Hochgradige Sehbehinderung Sprunggelenkskontrakturen beidseits Extremer Spitzfuß links
Fazit für mich: Doofer Oberarzt hat nicht Recht behalten! Natürlich hören sich die Diagnosen erschreckend an, natürlich ist es nicht immer leicht das alles zu meistern aber...und das ist das wichtigste für mich: Er steht jeden Morgen mit einem Lachen auf und so geht er abends auch wieder ins Bett, er ist so gut wie nie schlecht gelaunt und schafft es immer wieder mich zum Lachen zu bringen :-)
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